Dojo Etikette

 

In der Gesellschaft gibt es Grundsätze, die das Zusammenleben und Auskommen der Menschen regeln. Dies gilt heute ebenso wie in früheren Zeiten. Gerade in der asiatischen Kultur gab es hier umfassende Regeln für das Zusammenleben, die natürlich auch noch auf der hierarchischen Gesellschaft basierten und zum Teil ihren Ursprung in der Religion hatten.

 

Die Regeln für die Disziplin in den Kampfkünsten sind heute für den Übenden selbstverständlich, dass sie wieder den Budointeressierten verständlich gemacht werden.

 

 

Die Grundregeln sind:

 

  – Respektiere deinen Lehrer und folge seinen Anweisungen.

 

  – Die Gesundheit des Partners ist oberstes Gebot.

 

  – Achte und befolge die Grundregeln der Hygiene.

 

  – Bemühe dich Vorbild zu sein beim Training und auch im privaten Bereich.

 

  – Perfektioniere deinen Charakter.

 

 

Hierfür ein Beispiel:

Den Samurai war es z.B. möglich, auf der Strasse links aneinander vorbeizugehen. Im Palast jedoch mussten sie einander die rechte Seite zuwenden, weil somit weniger leicht das Schwert zu ziehen war. So mussten sie beim Verbeugen auch mit dem linken Fuß zuerst zurückgehen. Solche Vorschriften blieben in der Kampfkunst bis heute erhalten.

 

 

Das besondere Lehrer-Schüler-Verhältnis, das eine bedingungslose Unterordnung des Schülers unter den Lehrer verlangt, dokumentiert diese Regeln heute noch.

 

Das Dojo, der Übungsraum, strahlt eine besondere Atmosphäre aus. In traditionellen Dojos in Europa ist es leider durch das Training in öffentlichen Turnhallen nur schwer nachvollziehbar. Im traditionellen Dojo hängt an der Stirnseite (Shomen) meist das Emblem der Schule oder ein Bild des Begründers des jeweiligen Stils.

Im Budosport hat die Dojo-Etikette die Funktion von Organisationsprinzipien, die die Konzentration fördern und die Aggressionen dämpfen oder lenken sollen. Hierzu gehören das An- und Abgrüßen und das Verbeugen.

Zu Beginn des Trainings nehmen die Schüler nach Gürtelfarben geordnet in einer Reihe Aufstellung. Die Begrüßungsformeln variieren in den einzelnen Stilen. Die Schüler knien gemeinsam mit dem Lehrer im Seiza ab. Links vom Lehrer sitzen die Sempais, die Co-Trainer oder die fortgeschrittenen Schüler. Der Sensei (Lehrer) nimmt Front zum Shomen und gibt das Kommando „Shomen ni Rei“, hierauf erfolgt eine gemeinsame Verbeugung, danach nimmt der Sensei wieder Front zur Gruppe ein.

Der dem Sensei am nächsten sitzende Sempai fährt weiter mit dem Kommando „Sensei ni Rei“ und es erfolgt die Ehrerbietung an den Sensei, danach erfolgt vom ranghöchsten Schüler in der Reihe das Kommando „Sempai ni Rei“ wobei eine Verbeugung in Richtung des Sempai erfolgt. Die Schüler nehmen danach wieder Front zum Lehrer ein und es schließt sich die Begrüßung der Schüler untereinander mit dem Kommando „Otagai ni Rei“. Auf das Kommando „Kirzu“ stehen alle auf und es erfolgt eine nochmalige Verbeugung im Stand.

REI bedeutet Zurückhaltung, Ehrerbietung, Bereitschaft zur Disziplin.

Wenn man zu spät zum Training kommt, setzt man sich im Dojo neben der Eingangstür auf den Boden (im ZAREI), verbeugt sich zweimal kniend und wartet auf die Aufforderung des Trainers zum Weitermachen.

Das Abgrüßen vollzieht sich in der gleichen Art wie das Angrüßen. Beim Angrüßen und Abgrüßen folgt außerdem das Kommando Mokuso.

Mokuso vor dem Training bedeutet, dass man den Alltag abschließen soll und sich nur auf das Training vorbereiten sollte. Die Gedanken sollen auf das Kommando gerichtet sein und der Geist bereit sein zum Lernen. Mokuso nach dem Training bedeutet, das Erlernte noch einmal ablaufen zu lassen, das Training abzuschließen und sich wieder auf den Alltag vorzubereiten.

Das Do in den asiatischen Kampfkünsten, gemeint ist nicht die sportliche Ausübung der Künste, die in den reinen wettkampforientierten Systemen wie Leicht- oder Semicontact-Karate in den Vordergrund tritt, sondern das Do versinnbildlicht, dass neben der technischen ebenso eine charakterliche Entwicklung zu vollziehen ist.

Durch die Begrüßung soll eine bestimmte innere Einstellung zum Training hergestellt werden. Störende Gedanken, Unkonzentriertheit, Unbeherrschtheit, Egoismus u.s.w. sollten vom Dojo ferngehalten werden. Gestärkt werden sollen Gemeinschaftsgefühl, Selbstbeherrschung und Konzentration. Man nimmt sich selbst weniger wichtig, um mit Würde das Geforderte zu leisten.

So ist es nicht gestattet, das Training eigenmächtig vor Ablauf abzubrechen, alle privaten Belange, die keinen besonderen Grund darstellen, (das pünktliche Erscheinen zum Dienst wäre z.B. ein akzeptabler Grund), haben keine Bedeutung.

Den Anweisungen des Trainers ist stets Folge zu leisten. Dies setzt ein Lehrer-Schüler-Verhältnis voraus, in dem der Lehrer sich verpflichtet fühlt, den Schüler unermüdlich und mit größtem Einsatz die Lehren zu vermitteln, und der Schüler sich durch bedingungsloses Üben diesem würdig erweist.